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Feuerwehrmuseum Norderstedt

In Norderstedt stehen die Zeichen auf Rot. Zumindest im Friedrichsgaber Weg 290. Hier ist das Feuerwehrmuseum untergebracht, das meist besuchte seiner Art in Deutschland. Warum dies so ist, darauf hat Museumsleiter Dr. Hajo Brandenburg gleich mehrere Antworten.

Der 54jährige Historiker verantwortet seit 16 Jahren alles, was sich auf der 2300 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche abspielt. Und das hat nicht nur etwas mit Feuerwehrfahrzeugen oder der Arbeit von Feuerwehrmännern zu tun, sondern auch mit der Kulturgeschichte des Feuers. „Darüberhinaus haben wir im Außengelände einen großen Feuerwehrspielplatz und in der Plambeck-Halle die beliebte Kinderspielecke. Dazu kommt das KIM's, die Kneipe im Museum, die gern auch für Geburtstagsfeiern und Veranstaltungen genutzt wird,“ berichtet Brandenburg. Und das ist nur ein Teil des Museumsangebots. Was die Sonderausstellungen betrifft: Im Jahr 2021 lief beispielsweise eine Schau mit funkferngesteuerten Modellen – dafür hat Brandenburg eigens eine Fahrzeughalle freigeräumt, damit Helikopter und Drohnen fliegen und die von ihren Besitzern ferngesteuerten U-Boote im Wasserbecken abtauchen können. Wer die Schau verpasst hat, muss auf die nächste warten – und die kommt – so wie die Norderstedter ihren Museumsleiter kennen - ganz bestimmt.

Ob mit Sonderschau oder ohne: ein Rundgang zu den Highlights des Museums lohnt sich immer. Genauso beeindruckend wie die Magirus-Drehleier der Feuerwehr Itzehoe von 1927 oder die Dampfspritze „Alte Liese“ der Feuerwehr Altona von 1869 ist die barocke Handdruckspritze aus Fulda von 1754. Für Hajo Brandenburg ist allerdings weder ein spektakuläres Fahrzeug noch eine uralte Maschine das Ausstellungsstück, das ihn am meisten berührt, sondern ein winziges, unscheinbares Teil. „Im Lüdemann-Zimmer, das ist der Raum, in dem wir die Kulturgeschichte des Feuers von der Steinzeit bis heute aufbereitet haben, gibt es eine Streichholzschachtel aus dem World Trade Center. „The Club“ steht da drauf. Streichhölzer aus einem Club, der seit 2001 auf so dramatische Weise vom Erdboden verschwunden ist. Das ist ein besonderes Ausstellungsstück mit einer besonderen Geschichte für mich.“
Wer sich nicht so sehr für Feuerwehrfahrzeuge begeistern kann, hat im Museum interessante Alternativen – zum Beispiel den Feuergarten. Hier blühen Pflanzen in den Farben des Feuers, wie der rote Feuerahorn oder Fire-Wings-Tulpen in gelb und orange. Draußen steht auch ein nachgebauter Schlauchturm, abends mit Beleuchtung. Ein gutes Anschauungsobjekt für alle, die noch nie gesehen haben, wie Feuerwehrschläuche getrocknet werden. Für Kinder gibt es Löschaktionen mit echtem Wasser, Gummistiefeln und Regenjacken (und einen Baum mit roten Wimpeln, die Flammen imitieren) – klar, dass die jüngsten Besucher begeistert sind, in Aktion treten zu können. Eisenbahnfans freuen sich über die Märklin-Eisenbahnanlage im Museum. Auch die vielen Norderstedter sind von der Einrichtung in ihrer Stadt so begeistert, dass sie das Museum mit ehrenamtlicher Arbeit unterstützen. Für einen Gästeansturm sorgen alljährlich der beliebte Weihnachtsmarkt der Kunsthandwerker oder das Norderstedter Museumsfest, gemeinsam mit dem Stadtmuseum Norderstedt im Mai. Beide Museen können übrigens mit nur einer Eintrittskarte besucht werden.

Am liebsten hätte Brandenburg noch viel mehr Platz. Immer wieder hat das Feuerwehrmuseum Norderstedt in den Anfangsjahren Sammlungen übernommen  – jetzt ist erst einmal Aufnahmestopp. Aber Brandenburg, dessen Begeisterung für alles, was mit der Feuerwehr zu tun hat, aus seiner Kindheit kommt – sein Vater war Feuerwehrmann – hat doch noch ein Ass im Ärmel. Demnächst wird in Norderstedt das 20 Meter lange Löschboot HOECHST aus Frankfurt am Main zu sehen sein. Es war von 1961 bis 2021 für die Werksfeuerwehr der Farbwerke Hoechst AG und dessen Nachfolgefirma Infraserv GmbH & Co. Höchst KG im Einsatz, liegt zurzeit noch in Hamburg-Billbrook und soll im Museum seine letzte Anlegestelle bekommen. Den Platz dafür im Außengelände – Hajo Brandenburg wird ihn gemeinsam mit dem Vorstand des Fördervereins ganz bestimmt finden.