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Die Götzberger Mühle

Historische Mühlen beeindrucken uns immer wieder von Neuem, sei es als charakteristische Landmarken oder technische Wunderwerke. Wenn dann noch der Wind die Mühlenflügel in Bewegung setzt und die schweren Mahlsteine in Bewegung bringt, ziehen uns diese Bauwerke in ihren Bann.

So ist es auch mit der Götzberger Mühle in Henstedt-Ulzburg. Regelmäßig öffnet sie ihre Türen für interessierte Besucher. Zur Freude aller, denn es hätte auch ganz anders kommen können: Durch einen Sturm im März 2004, bei dem ein Flügel abbrach, stand die Mühle kurz vor dem Abriss. „Für die Besitzerfamilie Schlüter war diese umfangreiche teure Reparatur nicht wirtschaftlich tragbar, und so gründeten Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Henstedt-Ulzburg den Mühlenverein Götzberger Mühle e.V.“ erklärt Henry Petersen. Er gehört zu den  Gründungsmitgliedern des Vereins, der die im Privatbesitz befindliche Mühle als Kulturdenkmal erhalten möchte. Zudem hat er selbst eine persönliche Bindung zu diesem historischen Bauwerk aus dem Jahre 1877. „Als geborener Götzberger bin ich schon als Kind über die Koppel vor der Mühle gelaufen und habe dort mit meinen Freunden gespielt. Auch war mein Großvater dort Mühlenarbeiter,“ erzählt Petersen.

„In jedem größeren Dorf stand früher noch eine Getreidemühle. Um 1860 soll es in Deutschland 60.000 bis 65.000 Mühlen gegeben haben, darunter auch Papier-, Säge- oder Senfmühlen“, erklärt der gebürtige Götzberger. Doch im Zuge der Industrialisierung sind viele von ihnen verschwunden. Dabei war 2.000 Jahre lang das Technikwunder Mühle die wichtigste Maschine der Menschheit. Das große Mühlensterben ist der Götzberger Mühle zum Glück erspart geblieben.

Seit Gründung des Vereins ist die Götzberger Mühle immer mehr zu einer touristischen Attraktion der Region geworden, vor allem sind es die Mühlenführungen. „Diese sind nicht nur für Kinder spannend, auch viele Erwachsene wissen schon gar nicht mehr, wie eine Mühle überhaupt funktioniert,“ sagt der Vorstandsvorsitzende Petersen. Die schweren Korn- und Mehlsäcke, die körperlichen Anstrengungen des Müllers, der Mehlstaub, das typische Klappern des Mahlgangs, der Weg vom Korn zu Mehl ist während der Mühlenführungen mit allen Sinnen erfahrbar. „Das beeindruckt auch diejenigen, die sich sonst nicht so für Technik und Maschinen interessieren,“ weiß Petersen.

Einst wurden die gefüllten Säcke von dem Mühlengehilfen hin und her befördert. Ein Sack wog etwa 100 kg, das war Schwerstarbeit für ihn. In der Mühle haben trotz der anstrengenden Tätigkeit nur zwei Leute gearbeitet. Und zwar der Müllermeister und sein Gehilfe. Da es noch kein elektrisches Licht gab als die Mühle gebaut wurde, hat man beim Bau sehr viele Fenster eingesetzt, die Licht spenden sollten.

Der angegliederte Mühlenladen ist regelmäßig geöffnet. Dieser wird noch immer von der Eigentümerfamilie Schlüter geführt. Hier findet man ganz viele verschiedene Mehlsorten, aber auch Gewürze, Honig, Nüsse - allein das ist schon ein Besuch wert.

Doch hat die Götzberger Mühle noch einen weiteren Trumpf im Ärmel: Als höchste Erhebung thront sie mit 70 Metern (ü. Normalnull) über Götzberg. „Man kann sich vorstellen, welch freien Blick man in alle Richtungen hat, wenn man neben ihr auf dem Berg steht,“ schwärmt Petersen. Von hier oben ist das Ende des Geestrückens zu sehen, und man schaut über die Alsterniederung. Bei gutem Wetter lassen sich sogar die Hamburger Köhlbrandbrücke, der Fernsehturm und auch die Hafenkräne des Hamburger Hafens erkennen.

Die Götzberger Mühle wird als „außerschulischer Lernort“ häufig von Kindergärten und Schulklassen besucht und auch für private Mühlenführungen gebucht. „Nur heiraten kann man bei uns leider nicht, denn für große Festlichkeiten und Veranstaltungen ist die Mühle zu klein,“ bedauert Petersen.

So eine Mühle macht aber auch viel Arbeit. Dass wissen Petersen und seine Vereinsmitglieder sehr gut: „Im Frühjahr wird die Mühle entstaubt und aus dem Winterschlaf geholt. Im Herbst nach den vielen Führungen wieder geputzt. Wer handwerklich begabt ist oder ehrenamtlich bei der Pflege oder den Führungen mithelfen möchte, ist gerne im Verein gesehen und kann sich bei uns melden“, sagt Petersen.

Text: Ulrike Pech